Welche Konsequenzen ziehen wir aus dem Virus?
In diesem Blogbeitrag teilt unser Mediator Martin seine Gedanken zum aktuellen Coronavirus.
In Zeiten in den kein Stein auf dem anderen bleibt, fragt man uns oft, wann Corona denn nun endlich vorbei sein wird und wann wieder alles zur Normalität zurückkehrt. Ich denke – nach Corona wird nichts sein wie vorher.
Es gibt Momente von historischem Ausmaß, Momente in dem die Zukunft wahrscheinlich seine Richtung ändert. Die Welt wie wir sie kennen, scheint sich aufzulösen, doch jenseits dieser Auflösung wird sich eine neue Welt zusammenfügen. Wie sie aussehen mag, können wir nur erahnen, ein bisschen auch erträumen, aber auch selbst gestalten.
Vielleicht erkennen wir, dass die sozialen Kontakte, auf die wir nun schmerzlich verzichten sollen, viel mehr wert sind, als wir es uns bisher eingestehen wollten. Eventuell nutzen wir gerade jetzt die Zeit, um alte Freunde kontaktieren, Bindungen zu stärken, die längst vergessen schienen, weil wir nun endlich mal ein bisschen mehr Zeit haben. Möglicherweise finden wir endlich Zeit und Muße zu intensiver Kommunikation und haben so Konflikte aufgedeckt und auch gelöst. Haben Zeit, um über Verhalten, Strukturen und Prozesse in unseren Organisationen nachzudenken und manches nunmehr anders zu gestalten.
Unter Umständen erkennen wir, dass die digitale Technik uns viele Wege ersparen kann, die wir sinnlos in Zügen, im Auto oder im Flieger verbracht haben. Tele-, Skype- und Videokonferenzen stellen sich plötzlich als praktikabel, produktiv und äußerst zeitsparend heraus.
Vielleicht sehen wir, dass immer mehr Technologie nicht das Allheilmittel ist, dass die Aufmerksamkeit auf uns Menschen, was uns ausmacht, was wir füreinander sind, viel entscheidender ist, als schnellere und stets optimierte Abläufe. Möglicherweise zeigt sich, dass die Just-in-Time Produktion, mit riesigen Wertschöpfungsketten, bei den Millionen Einzelteile über die Erde transportiert werden, sich überlebt hat. Das Gebot der neuen Ausrichtung könnte Lokalisierung des Globalen heißen.
Die Vermögensverluste durch den Börsencrash lehren uns eventuell, das Vermögen nicht mehr die entscheidende Rolle spielt, weil Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten wichtiger sind. Könnte es sein, dass ein Virus nur die Triebfeder ist, unser Leben in eine Richtung zu lenken, von der wir immer erzählt haben, dass wir sie „eigentlich“ dahin verändern wollten?
Vielleicht, eventuell, möglicherweise… Wir haben es in der Hand. Entscheidend ist gerade jetzt, dass wir ein Zukunfts-Bewusstsein und eine Zukunftsvision entwickeln. Wir aus der Angst und Panikspirale ausbrechen und die Krise mit all Ihren Einschränkungen und Verlusten, als Chance sehen. Eine Chance auf Veränderung, eine Chance unsere gesamte Einstellung vom immer schneller, immer höher, immer erreichbar zu überdenken und die gesamte Einstellung gegenüber dem Leben und dem Miteinander anzupassen.
Doch Wandel beginnt immer bei uns selbst und wir können jetzt und hier, in der tiefen Krise, damit beginnen. Jeder für sich und alle gemeinsam. Bauen wir Zukunft, erfinden wir uns und die Welt da draußen ein Stück weit neu und nehmen wir andere auf diesem Weg einfach mit. Der Sprung kann aber nur gelingen, wenn wir bereit sind Ängste los zu lassen und vertrauensvoll in die Zukunft blicken. Unser Planet ist kein Paradies, aber er ist wahrlich ein guter Ort um zu leben.
Autor: Martin Schubert
Zertifizierter Wirtschaftsmediator
Geschäftsführender Gesellschafter SEC GmbH