You are currently viewing Wie Sie sich in Diskussionen nicht mehr blamieren
Peace in family. Smiling psychologist looking at happy couple after effective and successful marital therapy

Wie Sie sich in Diskussionen nicht mehr blamieren

Kennen Sie das?

Jemand sagt etwas in einer Diskussionen, das Sie einfach so nicht stehen lassen wollen. Dann realisieren Sie im Laufe des Gesprächs, dass Sie doch Unrecht hatten. Wie Sie zukünftig nicht mehr Ihr Gesicht verlieren, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.

Liebe Blogleser,

versetzen Sie sich in folgenden Situation: Sie sitzen in einer Gruppe zusammen (natürlich mit ausreichend Abstand und Mundschutz 😉 ) und führen ein harmloses Gespräch. Plötzlich sagt jemand etwas, das komplett gegen Ihre Ansichten geht, die Emotionen gehen mit Ihnen durch und Sie vertreten vehement Ihren Standpunkt. Diese Situation entwickelt sich in Kürze zu einer handfesten Diskussion. Vielleicht hat sie auch in gewisser Weise recht. Nur haben Sie nun mal schon Ihren Standpunkt vertreten und Sie verteidigen ihn weiter. Sie werden immer emotionaler, immer standfester, bis die andere Person es schafft Sie – etwa durch bessere Rhetorik, bessere Fachkenntnisse – dazuzubringen etwas zu äußern hinter dem Sie gar nicht mehr stehen. Sie blamieren sich. Sie können das allerdings verhindern mit einer super simplen Strategie, die gleichzeitig auch die schwierigste von allen ist.

Warum blamieren wir uns so häufig in Diskussionen?

Zum einen liegt das an der Emotionalität. Die andere Person sagt etwas, dem Sie einfach nicht zustimmen können und oft triggert das die Emotionen so sehr, das Sie völlig blockiert sind. Gehirnareale für das logische Denken werden durch hochkochende Emotionen ausgeschaltet. Folglich können wir nicht mehr so gut argumentieren und verlieren rhetorische Fähigkeiten.

Zum anderen ist da die Dynamik der Situation. Anfangs sagen Sie nur etwas wie „Da kann ich so nicht zustimmen“ und mit der Zeit identifizieren Sie sich mehr und mehr mit Ihrem Standpunkt. Sie beginnen radikaler zu argumentieren, nur damit Sie Ihre Meinung nicht aufgeben müssen.

Zudem fehlen uns oft einfach die Fakten. Wir haben häufig emotionale Standpunkte, was auch völlig okay ist, oder wir haben die Meinung einer Person übernommen, die gut und plausibel klingen. Allerdings fehlt uns die Faktenlage, um es wirklich rational zu begründen.

Töte den Botschafter.

Dies ist der Name der ersten Strategie, die wir Ihnen mitgeben wollen. Genauer gesagt: töten Sie den Teil in Ihnen, der unbedingt eine Meinung kundtun will. Versuchen Sie sich das nächste Mal zurückzuhalten, wenn Sie unbedingt Ihre Meinung vertreten wollen. Dies hört sich viel einfacher an als es ist, denn jeder von uns hat ein inneres Bedürfnis seinen Standpunkt zu vertreten. Wie Sie dann trotzdem gut weiterkommen und die anderen überzeugen, erfahren Sie gleich.

Stellen Sie sich zunächst einmal folgendes vor: Sie sitzen einer Person gegenüber, die einer von Ihnen absolut verhassten Partei oder anderen Religion oder sonstigen gegenteiligen Ansicht ist. Überlegen Sie: welche Argumente könnte diese Person nun bringen, um Sie von ihren Ansichten zu überzeugen? Vermutlich gar keine! Genau das ist es eben. Wir denken, wir könnten andere überzeugen, wenn wir nur selbstsicher genug argumentieren. Das funktioniert auch gut bei Reden oder Präsentationen, keine Frage. Aber nicht bei Diskussionen, in denen Sie die einzelne Person überzeugen müssen.

Nutzen Sie die sokratische Methode.

Die sokratische Methode ist simpel: zeigen Sie Interesse, stellen aufrichtige und ernst gemeinte Fragen. Beispiel: „Ah, das ist interessant, ein sehr komplexes Thema! Wie kommst du zu deiner Ansicht?“ Die andere Person wird weiter ausführen und Sie können weiter Interesse zeigen: „In Ordnung, ich verstehe. Welches Ministerium ist dafür dann eigentlich zuständig? Weiß man schon wie das finanziert werden soll?“ An diesem Punkt können Sie nur gewinnen. Entweder Ihr Gegenüber bringt gute Argumente und Sie gewinnen spannende Einsichten und bekommen die Chance Ihre Positionen zu überdenken, oder aber die andere Person kommt ins Straucheln und Sie realisieren, dass diese Position nicht komplett durchgedacht war und Sie blamieren sich nicht.

Sie können auch Ihrem Diskussionspartner Gegenargumente bringen, aber nicht aus Ihrer eigenen Warte. Formulieren Sie etwa so: „Andere würden jetzt argumentieren, dass…xy. Was denkst du davon?“
Der sokratische Dialog hat sich als eine der besten Methoden erwiesen, um andere Menschen zu überzeugen. Er hat auch entscheidende Vorteile: der sokratische Dialog ist sehr wertschätzend, man versteht die Logik des anderen und dann durch dieses Verständnis die Logik hinterfragen und gar zum Einsturz bringen.

Geben Sie abschließend der anderen Person eine Möglichkeit aus dem Gespräch zu entgehen. Es geht nicht darum den anderen bloß zu stellen oder fertig zu machen. Sie „knacksen“ die Ansichten des anderen nur an. Nehmen Sie den „Schmerz“ etwas heraus, indem Sie etwas sagen wie: „Früher habe ich auch so gedacht, aber heute denke ich…xy. Aber das kann ja jeder so sehen wie er möchte“ oder „Das ist kein Problem, wir haben ja alle unterschiedliche Meinungen“ – damit sind Sie nicht nur respektvoll, sondern schaffen auch wirklich die andere Person zu überzeugen.

Autor: Marc Haase
Junior Consultant SEC GmbH
Economics (B.Sc.), Political Science (M.A.)

Schreibe einen Kommentar